Sonntag, 28. Oktober 2007

Zwei Uhr nach Mitternacht.

Manch einer mag sich jetzt fragen, was an dieser Uhrzeit so besonderes sein sollte. Und dem ein oder anderen wird auffallen, dass heute in der Nacht die Zeitumstellung von 3 zurück auf 2 Uhr erfolgte. Bei diesem Gedrehe an der Uhr frage ich mich dann manchmal, warum dies alles? Alles zu dem Zweck, am Anfang des Sommers einen Zeitsprung in die Zukunft zu machen und am Ende des Oktobers einen Sprung in die Vergangenheit und damit der doppelte Genuss einer satten Stunde? Wäre es nicht wahrlich interessant, um nicht zu sagen erfreulich, wenn man dann all das, was in jener Stunde geschehen ist, genauso noch einmal erleben würde?
Aber ich wollte nicht zu weit abschweifen von der eigentlichen Betrachtung dieser fraglichen Uhrzeit. Denn in meinem Haus, in dem ich wohne, passieren, zumindest ist es mir in den letzten Nächten besonders aufgefallen, immer um zwei Uhr nach Mitternacht ganz neue, ungewöhnliche Dinge. Wer sich fragt, warum ich zu dieser späten oder gar frühen Stunde nicht unlängst im Bett liege, dem sei gesagt, dass sich mein Tages/Nachtrhythmus allmählich nach hinten verschoben hat, und ich mich meist erst zwischen 1 und 2 schlafen lege und frühestens 11 Uhr aufstehe. Nachwehen des Studentenlebens könnte man sagen, die hoffentlich [oder auch nicht?] nicht mehr allzu lange andauern, denn bald könnte der Arbeitsalltag, das echte, harte Leben, Schaffen für Geld von Montag bis Freitag, beginnen.
Nun, da ich um 2 Uhr gerade im Bett liege und mich hin und her wälze, um eine günstige Schlafposition zu finden, letzte Gedanken des Tages in Erinnerung gerufen werden, die mich erst langsam in den Traum entlassen, höre ich urplötzlich Geräusche. Stimmen über mir. Es dringt ganz klar von oben durch die hellhörigen Wände. Eine weibliche Stimme. Jauchzend. Schreiend. Japsend. Ekstasisch. Und nach dreißig Sekunden wieder verebbend. Ich strenge mein Gehör an. Lausche. Das soll es schon gewesen sein? Kein Laut mehr. Ja, das muss es wohl gewesen sein.
Natürlich soll es vorkommen, dass Menschen in vergnügter Zweisamkeit ihren Spaß treiben. Dagegen ist nichts einzuwenden. Doch mich wundert nur, dass es so plötzlich, auf einmal fast jede Nacht geschieht. Und da drängt sich einem die Frage auf, ob meine Nachbarin von oben einen Freund hat? Zwei Jahre wohne ich jetzt hier, und von oben her war es immer still. Ganz im Gegenteil. Wenn ich mal etwas auf meiner Gitarre zupfte, und es schon später nach 22 Uhr war, brauchte ich nicht lange warten, schon klopfte es dreimal kräftig gegen die Heizung. Habe verstanden. Nachtruhe.
Naja, ich bin mir nicht mal ganz sicher, ob überhaupt eine Frau über mir wohnt. Zumindest stand ich logischer Weise noch nie vor ihrer Tür. Aus welchem Grund auch? Wenn man in der vierten Etage wohnt, kommt man zwangsläufig nicht durch die fünfte. Selbst dann nicht, wenn man die Treppe benutzt. Trotzdem hatte ich eine gewisse Ahnung, dass dort eine Frau lebt, denn ein einziges Mal ist sie mir, so glaube ich, auf der Treppe begegnet. Es war im Winter, es muss der letzte oder vorletzte gewesen sein, und da war sie nicht allein. Sie hatte eine Freundin dabei. Und irgendetwas in mir sagte, dass die beiden zusammen gehören, ein Paar sind, vielleicht sogar ein lesbisches. Selbstverständlich war das einfach vom Himmel gegriffen, es gab keine wirklichen Anzeichen dafür, aber es setzte sich so in meinem Kopf fest. Und an diesem einen Tag, an dem ich sie traf, war es draußen eisig glatt. Ihre Freundin, eine pummelige, um nicht zu sagen recht dicke, lief forschen Schrittes und dann geschah es. Beide Frauen, nur wenige Meter vor mir und mit einem Mal rutscht die Dicke mit einem riesigen Plumps aus und landet genau mit dem Hintern auf dem Boden. In gewisser Hinsicht eine komische Situation, aber aus eigener Erfahrung weiß ich, enorm schmerzhaft. Da ich sofort zur Stelle war, fragte ich, ob ich ihnen beim Aufstehen helfen könne, ob alles in Ordnung sei? Die Dicke winkte nur ab, biss sich sichtlich auf die Lippe, um den Schmerz zu unterdrücken, und wimmerte da recht hilflos auf kaltem Boden. Sie wollte lieber einen Augenblick sitzen bleiben, sich von Schreck und Schmerz erholen. Ich konnte also nichts weiter tun und ging meinen Weg. Die Nachbarin von oben half dann ihrer Freundin. Und seitdem habe ich die Nachbarin auch nicht wieder gesehen.
Ja, ich habe mir sogar schon einen Plan ausgedacht, um einen Vorwand zu haben, ihr zu begegnen, oder wenigstens heraus zu finden, ob sie oder wer tatsächlich über mir wohnt. Und zwar wollte ich einen Kuchen backen, und während des Vorgangs die Treppen nach oben gehen und an ihrer Tür klingeln, unter dem Vorwand, dass mir der Zucker ausgegangen sei, um sie zu fragen, ob sie mir etwas Zucker in ein Glas füllen könne. Zum Dank hätte ich dann später, nach dem Backen, ein zweites Mal an ihrer Tür klingeln können, um ihr ein Stück Kuchen vorbei zu bringen oder im besten Fall sogar mit ihr Kaffee zu trinken. Denn meine Nachbarin von oben ist durchaus eine attraktive Frau. Zumindest so, wie ich sie in Erinnerung habe.
Vor zwei Nächten ächzte sogar das Bett. Wieder 2 Uhr. Aber diesmal kein Liebesspiel. Es quietschte, als wälze sie sich schlaflos hin und her, genau über meinem Kopf. Mir kam der Gedanke, dass sie bei einstürzender Decke geradezu auf mir landen und meinen Schädel zertrümmern würde. Ein makaberer, unwirklicher Gedanke, den ich sofort hinweg wischte. Indessen wandelten sich die Geräusche vom Quietschen zu einem Tapsen. Sie musste wohl gerade durch die Wohnung gelaufen sein, hatte sicherlich etwas getrunken, das Fenster wurde geschlossen, ich hörte es am lauten zuklappen, ja tatsächlich, es muss vorher sogar nur angeklappt gewesen sein. Dann wieder einige Schritte. Momente der Stille. Beendet durch das Betätigen der Wasserspülung auf der Toilette. Tapsen. Quietschen. Wälzen. Ruhe.
Und wer nun glaubt, dass sei das einzige, was man in diesem Haus durch die Wände hören kann, der kennt dieses Haus nicht und hat sich mächtig getäuscht. Da gibt es gleich die alte Oma neben mir. Die alte Oma und ihre alte Uhr. [womit wir auch wieder beim Thema wären] Diese alte Uhr hat einen wunderbaren Gong, einen Schlag zu jeder halben Stunde, die Anzahl der Uhrzeit zu jeder vollen. Aber das wäre eine ganz neue Geschichte...

Liebesschmerz.

Tränen rollen, Bäche fließen,
Augen brennen, Blitze schießen,
Stechen mitten in mein Herz.
Zu befreien und beschließen,
Zu ertragen und begießen -
Bittersüßer Liebesschmerz.

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krass. junge. glückwunsch.
krass. junge. glückwunsch.
meliterature - 24. Sep, 19:45
Na klar, immer alles...
Na klar, immer alles meins. ;-) Ich schau mal bei dir...
pinolino - 14. Sep, 14:34
deins? hmm. lange nicht...
deins? hmm. lange nicht mehr mit gedichten beschäftigt....
meliterature - 14. Sep, 08:47

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Buch: "An meine Liebe"


Gedicht: "Vogel von der Trauerweide"


Kurzgeschichte: "Jugendliebe"

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